Quelle: NW vom 12.02.2010 (von Sabine Brinkmann)Copyright © Neue Westfälische 2010
Der demografische Wandel lässt sich auch bei den Schützenvereinen nicht mehr ignorieren: Zwar haben die Schützenbruderschaften des Bezirksverbandes Warburg bisher stabile Mitgliederzahlen. „Aber schauen wir auf das Alter der Schützen, dann sehen wir die schwarzen Wolken deutlich aufziehen“, warnt Bezirksbundesmeister Gerd Schlüter.
Auch wenn bisher noch immer zwischen 70 und 80 Prozent der Männer in den Ortschaften den Schützenbruderschaften beitreten, wird der Anteil der Älteren immer größer: „Und dies ist erst der Anfang“, gibt Schlüter zu bedenken. „Die zurückgehenden Geburten werden sich erst zukünftig in den Bruderschaften auswirken. Deshalb müssen wir heute handeln.“
Die Historischen Schützenbruderschaften sind, abgesehen von kirchlichen Vereinigungen, die ältesten Vereine Deutschlands und sogar Europas. Den Grund für ihren dauerhaften Bestand über Jahrhunderte hinweg sieht Schlüter darin, dass sich die Schützen zu jeder Zeit den anstehenden Herausforderungen gestellt haben.
Schlüter sieht alle in der Verantwortung: von den Vorständen der Bruderschaften über den Diözesanbruderrat bis hin zu allen anderen Vereinsvorständen in den Städten und Dörfern. „Kirchturmdenken behindert eine gesunde Dorfentwicklung ebenso wie eine Zentralisierung. Gemeinsam müssen wir unsere Dörfer lebenswert gestalten und damit erhalten.“
Die Jugend aktiv einbeziehen, sei der Schlüssel für lebendige Dörfer. „Gemeinschaft ist für den Menschen, wie unsere Orte absolut notwendig“, sagt auch Bezirksjungschützenmeister André Rautenberg aus Bühne. Junge Menschen müssten angesprochen und dort abgeholt werden, wo sie sind.
So können auch Tradition und sportlicher oder musikalischer Anspruch durchaus eine fruchtbare Allianz eingehen. Schießabteilungen oder Musikzüge sind einigen Bruderschaften angegliedert. Allein in Borgentreich gibt es rund 40 Bruderschafts-Mitglieder, die im Alter von sechs bis 45 sind.
Mit hohem weiblichen Anteil: Die jungen Damen trainieren ein bis vier Mal in der Woche unter der Abteilungsleitung von Fahnenschwenkmeisterin Kirstin Wegener: „Bei uns werden die Fahnen nicht mehr zur Warnung oder aus Bezeugung von Dankbarkeit geschwenkt. Die überlieferten Bewegungen sind nun Wettbewerb mit akrobatischen Elementen, die Fitness wie Koordination fordern und fördern.“
Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Torsten Wegener setzt sich Bezirksjungschützenmeister André Rautenberg seit Jahren im Bezirk, wie auch in ihren beiden Bruderschaften in Bühne und Borgentreich für ein vielseitiges Jugendangebot ein. Dabei spielen Projekte und Einzelaktionen im Ort, wie beispielsweise das Pflastern eines Gemeinschaftsplatzes in Bühne, die gleiche Rolle wie speziell auf die jungen Menschen zugeschnittene Ferien- und Gruppenerlebnisse.
Dabei erfreut sich das alljährliche Seifenkistenrennen schon beim gemeinsamen Bau der rollenden Renner großer Beliebtheit: „Wir brauchen die älteren Schützen ebenso, wie die jungen. Die einen bringen Erfahrung mit, die anderen neue Ideen“, sagt Rautenberg. Er will den Jugendlichen mehr Möglichkeiten geben, eigenverantwortlich zu handeln. Das Handwerkszeug hierfür bietet der Bund der Schützenjugend regelmäßig an, von Rhetorikkursen bis zur Gruppenleiterausbildung reiche die ortsnah angebotene Palette.